~ Mittwoch, 14. August, 1996 ~
Das laute und beständige Schreien mehrerer Kinder ist in dem regen Treiben dieser auf dem Heimweg von der Schule zu entnehmen. Wir schalten uns zurück in eine Zeit, die mehr als 25 Jahre her ist. Wir befinden uns vor einer Schule, bei der man das laute Gelächter, das wilde Hin und Her und die wunderbare Lebensfreude mehrerer Kinder verschiedenen Alters hören kann, die gerade auf dem Weg nach Hause sind. Wenn man sich die Bilder des Gebäudes so ansieht, möchte man nie für möglich halten, dass es sich hier um eine Schule handelt, aber tatsächlich befinden wir uns an der Escola Secundária Maria Amália Vaz de Carvalho, eine Sekundarschule benannt nach der portugiesischen Lügendetektor-Autorin und Dichterin!
???: Pha was soll das ihr Schwuchteln? Ich hab kein Bock auf diese Scheiße!
Ein junges Teenager Mädchen, ungefähr 15, 16 Jahre alt, schreit ganz laut in einem Klassenraum herum und nutzt dabei Wörter, die wohl weniger gerne gehört werden. Tragen tut sie kurze blaue Shorts, weise Schuhe mit weisen Tennissocken, ein weises langes Hemd mit einer schwarzen Lederjacke darüber und einem beigen Kopftuch über den Haaren. Vor allem der Lehrer, ein fülliger Herr mit schwarzen kurzen Haaren, Brille und einen dicken Schnauzer im Gesicht, der trotz seiner wirklich sehr fülligen Statur dennoch seine Hose mit Trägern befestigt hat, wird gar nicht so erfreut über diese Wortwahl und vor allem über dieses Verhalten sein! Das erkennt man unverkennbar an seiner strengen Haltung, die er angenommen hat und so wie die ganze Scenerie hier aussieht, scheint es sowieso schlecht für das Mädchen zu stehen. Das sieht glatt wie eine Stunde nachsitzen aus, in die wir hier hinein schauen. Eine Beschäftigung, in der sich eine Minute wie 5 Stunden in der Außenwelt anfühlt. Man langweilt sich zu Tode und die Zeit geht einfach nicht herum. Jedes Mal, wenn man seine Augen auf den Uhrzeiger fixiert hat, bleibt er plötzlich stehen und bewegt sich nicht mehr und wenn man auch nur einmal blinzelt, geht er in doppelter Geschwindigkeit rückwärts. Ein weiterer Grund, warum Professor Kerman Shlump hier besonders viel Autorität zeigen muss.
Professor Kerman Shlump der Lehrer: Du setzt dich jetzt sofort hin und bist still Raquel!
Mit strengen Blick und erhobenen Zeigefinger schaut der Lehrer auf das junge Mädchen namens Raquel und verlangt von ihr, dass sie sich wieder setzen solle. Ansonsten wird es wohl Konsequenzen geben, die sie nichtmal in ihren Träumen möchte.
Raquel: Ach fick mich du Schwuchtel!
Brüllt sie den Lehrer entgegen und setzt sich wieder bockig auf ihren Platz. Dabei hat sie ihre Arme ineinander verschränkt.
Professor Kerman Shlump der Lehrer: Das wird Folgen für dich haben, das sage ich dir!
Dass so eine Reaktion Herrn Shlump natürlich nicht gefallen hat, war klar. Das wird wohl noch ein Gespräch mit den Eltern dieses jungen Mädchens zu Folge haben.
Raquel: Jaja von mir aus.
Genervt interessiert es der jungen, dunkelhäutigen Dame natürlich einen Scheiß, was der Lehrer hier von sich gibt, aber dieser macht direkt einen Vermerk ins Klassenbuch, bevor er sich wieder hinsetzt und ein Buch weiterfließt. Die Stadt der Blinden von José Saramago! Wir befinden uns also ganz offensichtlich in einer portugiesischen Schule von vor 25 Jahren. Die Frage ist nur, „Was wollen wir hier?“ Und warum müssen wir mit nachsitzen? In einen so kalten Raum, der keinerlei Liebe ausstrahlt. Die Wände bestehen aus kalten Porenbeton, dessen untere Hälfte in dunkelgrüner kalter Farbe und die obere in einer noch kälteren weisen Farbe glänzt. Die Sitzbänke stehen in Reih und Glied sauber aufgestellt und die vielen Fenster im Hintergrund lassen blasses und kühl wirkendes Tageslicht in das Innere des Zimmers hinein.
Raquel: Phaaa ich hab kein Bock auf die Scheiße hier!
Das kann man natürlich verstehen. Wer hat schon Lust auf Nachsitzen. Bockig hockt das junge Mädchen namens Raquel auf ihren Platz und blickt sich gelangweilt und genervt um. Mit den Ellenbogen auf der Tischplatte abstützend und die Hand gegen das Kinn ihres von ihren schwarzen Haaren umrahmten Gesichts gedrückt,um zeitgleich aufzuzeigen, dass sie einfach kein Bock hat, hier zu sein. Der aufpassende Lehrer scheint nicht das Fach „Sport“ zu unterrichten, sonst gäbe es wohl genügend Böcke für Raquel...
…
…
Was soll man in so einer Situation am besten machen, um sich die Zeit etwas zu vertreiben? Vielleicht Mal die anderen, die hier mit gefangen sind, ansprechen und so vielleicht neue Leute kennen lernen?
Raquel: Hey! Hey du da! Wie heißt du?
???: Huh? Uhm... Alexandra!
Gesagt, getan. Sofort spricht die junge Raquel ein Mädchen an, was sich direkt neben ihr befindet. Diese scheint noch jünger zu sein. Vielleicht so 13 oder 14 Jahre alt. Tragen tut diese junge Dame mit blonden schulterlangen Haaren einen schwarzen langen Rock und einen Grünbeigen Pulli. Wenn man ganz oberflächlich gehen möchte, möchte man meinen, sie sieht wie eine sehr gute und fleißige Schülerin aus, aber wenn man bedenkt, dass wir hier beim Nachsitzen sind, ist das wohl weniger anzunehmen. Etwas schüchtern blickt sie direkt in die Augen von Raquel.
Raquel: Hey! Ich bin Raquel! Weswegen sitzt du?
Fragt das ältere Mädel mit einer wissbegierigen Stimme.
Alexandra: Nunja... Ich ähm... Ich... Ich hab während des Unterrichts mit meinem Gameboy gespielt! Aber es war auch irgendwie langweilig!
Doch die Stimme des jungen, stotternden Mädchens wirkt noch immer etwas zurückhaltend und schüchtern. Sie blickt vorsichtig zu dem Lehrer, der leise summend auf seinem Stuhl am Schreibtisch sitzt und gespannt seinen Roman liest.
Raquel: Haha das kann ich verstehen. Diese Schwuchteln an Lehrern hier sind der größte Scheiß von allem. Da will man gar nicht freiwillig aufpassen im Unterricht.
Auf den Mund gefallen ist die dunkelhäutige Teenagerdame auf alle Fälle nicht. Ihr Wortschatz scheint sehr gefüllt mit den verschiedensten Beleidigungen zu sein und wenn man sich das Ganze hier so anschaut, dann wird das wohl auch garantiert nicht das erste und das letzte Mal Nachsitzen für sie sein.
Raquel: Kümmern sich alle nur um ihre Lieblinge und den Rest beachten sie nur, wenn man Scheiße baut. Nur wenn man schlau ist oder gut aussieht oder sportlich ist kommt man weit. Um solche wie uns kümmert und interessiert sich niemand. Wir sind entweder hässlich, schmächtig, dumm, unbeliebt oder einfach nur zu schwarz!
Während sie diese Aufzählung macht, blickt die Kamera immer wieder zu verschiedenen Kindern, die hier nachsitzen müssen. Zuerst auf einen Jungen mit ungepflegten langen Haaren und um die 3 Barthaare über den Lippen. Dann auf ein junges Mädchen mit langen schwarzen Haaren und Brille, aber wirklich sehr schlanken und kleinen Körper. Ein etwas kräftigerer Junge mit schulterlangen dunklen Haaren und erbostem Ausdruck im Gesicht. Anschließend auf Shanna und zum Schluss auf Raquel selbst. In den Augen der jungen Raquel sieht man nun ein richtig wütendes Feuer brodeln. Man möchte gar nicht erst wissen, was passiert sein muss, dass ein 16 jähriges Mädchen solche Sätze von sich lässt und dabei so wütend drein schaut.
Raquel: Wir anderen wurden noch nie von der Menschheit akzeptiert. Wir werden gehasst, einfach weil wir es schaffen, gegen den Strom zu schwimmen und uns nicht mit zerren lassen. Siehst du das nicht genauso?
Bis eben war sie noch kurz davor, ihre Zähne zu fletschen und wild aufzuschreien vor Wut, doch erhofft sie sich hier mit der jungen Alexandra vielleicht eine neue Freundin gefunden zu haben, die genauso denkt wie sie. Daher blickt sie Freude suchend wieder zu ihr und hofft auf irgendeine Art von Bestätigung zu ihrer Meinung. Diese scheint aber wie es aussieht kleine Probleme zu haben, sich zu öffnen und komplett an diesem Gespräch dran teilzunehmen. Sie wirkt nervös, wie als wäre sie irgendwie überfordert.
Alexandra: Ich...
Man merkt es richtig, dass es Alexandra unangenehm is, in dieser Situation zu sein. Sie wirkt wie ein kleines Mädchen, was gerade erst die große weite Welt entdeckt. Und das beim Nachsitzen in der Schule. Woran das liegt, ist unverständlich. Ist es das erste Mal, dass Alexandra von jemand anderen in der Schule angesprochen wird? So fühlt es sich jedenfalls bei diesen Bildern hier an.
Alexandra: Ich glaube ja! Ich... Ich habe nicht viele Freunde und verbringe deswegen meine... Meine Zeit lieber mit... Naja... Mit Videospielen.
Und da trifft es die meisten Zuschauern wie ein Blitz beim Kacken. Alexandra! Alexandra Barrulas! Dieses junge Mädchen ist niemand geringeres als die Frau, die diesen Montag im Finale des Queen of the Ring Turnieres der C2C steht, Portugals Perfect Athlete „Shanna!“ Wir bekommen hier eine Aufzeichnung von Shannas Kindheit zu sehen!
Raquel: Videospielen? Echt? Geil was zockst du so?
Überraschend zuckte Raquel bei der Antwort, weshalb die junge Shanna hier nachsitzen muss, auf und ist dann sehr entzückt. Es war wohl eine gute Idee, hier nach neuen Leuten zu suchen, denn hat sie hier mit Shanna jemanden kennen gelernt, der einige ähnliche Interessen zu haben scheint.
Alexandra: Das wirst du nicht kennen. Es... Uhm... Es nennt sich Pokemon. Du sammelst quasi kleine Monster ein für dein Team, trainierst sie und lässt sie gegen... Naja... Gegen andere kämpfen. Das ist so ein neues Spiel aus... Aus Japan, was es... Uhm... Was... Was es hier zu lande eigentlich noch gar nicht gibt.
Das lässt uns wieder erinnern, in welcher Zeit wir uns hier befinden. Mitte der neunziger Jahre war Pokemon noch keine so große Nummer, wie es heute ist. Hierzulande kam es erst 98 zum ersten Mal heraus, während die Serie erst ein Jahr später die Leinwand der Fernsehgeräte im warmen Wohnzimmer schmückte. 1996 war das Jahr, in dem Pokemon zum ersten Mal in Japan released wurde und seinen großen Erfolg feierte. Raquel kann sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen, während sie Shanna zuhört. Immerhin etwas, was sie diesen unangenehmen Ort und diese widerliche Situation hier schnell wieder vergessen und überleben lässt.
Raquel: Oh wow! Du bist wirklich so etwas wie ein Nerd, kann das sein?
Kichernd sieht Raquel die junge Shanna an.
Alexandra: …
…
Die jedoch nur ein schüchternes Schweigen als Antwort darauf gibt. Scheinbar konnte sie schon als Kind nicht viel mit sozialen Kontakten anfangen und war die meiste Zeit wohl bloß für sich alleine. Ein Einzelgänger durch und durch. Bestimmt hatte die ehemalige Shine Championesse nicht so viele Freundinnen. Etwas schüchtern und vielleicht auch etwas beleidigt blickt sie mit gesenkten Kopf auf ihren Platz zurück. Vielleicht waren das die falschen Worte von Raquel.
Raquel: Uh...Hey sorry! Das sollte nur ein Scherz sein. Ehrlich! Ich bin selbst ein Freak, also keine Sorge. Du solltest dich nie schämen für das, was du bist verstanden?
Alexandra: Du... Du bist ein Freak?
So schnell kann man das Interesse wieder zurück erlangen. Noch immer wirkt Shanna hier wie versteinert, so steif wie sie da sitzt. Sie weis wirklich nicht, wie man soziale Interaktionen richtig durchführt. Doch die Aussage von Raquel hat sie etwas interessierter werden lassen. Sie kennt nicht viele, die sich freiwillig als Freak bezeichnen würden. So etwas hat sie um ehrlich zu sein gar noch nie erlebt.
Raquel: Jaaa Mann. Ich schau mir zum Beispiel jede Woche immer voll gern die Spinner dort drüben bei der kleinen Wrestlingschule 2 Straßen weiter an. Da sind auch echt ein paar hotte dabei.
Diesen letzten Satz flüstert sie jedoch ganz leise und vorsichtig der jungen Shanna zu. Es soll ja nicht jeder wissen, was für wirre dinge in Raquel Kopf vorgehen und was sie alles so in ihrer Freizeit macht.
Alexandra: Wrestlingschule? Was ist das?
Mit einen sehr interessierten Blick schaut Shanna ihre neue Bekanntschaft Raquel an. Bekommen wir hier etwa zu sehen, wie Shanna zum ersten Mal zum Wrestling kam?
Raquel: Weist du, was Wrestling ist?
Doch auch darauf schüttelt Shanna nur etwas verlegen ihren Kopf. Wenn man die meiste Zeit alleine Zuhause im Kinderzimmer verbringt, bekommt man nicht so viel von der Welt und den Dingen, die nicht in irgendwelchen Sachbüchern der Schulen stehen, mit. Das Internet war zu der Zeit ebenfalls noch Neuland.
Raquel: Dein ernst? Gott, du kennst wohl nichts außerhalb deiner Videospiele, kann das sein? Pass auf! Morgen ist dort wieder Training. Die haben auf der Rückseite immer ein Fenster zur Belüftung geöffnet! Von dort aus kann man sich in die Halle hereinschleichen und einen super Platz zum beobachten finden. Es ist manchmal zum totlachen, was die dort machen, aber manchmal auch echt erstaunlich.
Tatsächlich scheint es so zu sein. Die junge Raquel verfolgt das Wrestling selbst mit großem Interesse, auch wenn es 1996 noch lange nicht so groß wie heute war. Zu der Zeit, von der diese Aufnahme hier stammt, war das Heartbreakkid Shawn Michaels gerade zum ersten Mal World Champion der damaligen WWF! An Shannas Gesicht kann man erkennen, dass sie noch nicht ansatzweise daran denkt, dass das sie wohl ihre Zukunft bei dieser Schule entdecken wird. Diese Shanna, die wir hier sehen, weis noch nicht einmal, was Wrestling überhaupt ist.
Raquel: Lass uns dort morgen zusammen hingehen! Ich sage dir, es ist etwas, was du dir nie vorstellen könntest!
~ To be continued ~
Das laute und beständige Schreien mehrerer Kinder ist in dem regen Treiben dieser auf dem Heimweg von der Schule zu entnehmen. Wir schalten uns zurück in eine Zeit, die mehr als 25 Jahre her ist. Wir befinden uns vor einer Schule, bei der man das laute Gelächter, das wilde Hin und Her und die wunderbare Lebensfreude mehrerer Kinder verschiedenen Alters hören kann, die gerade auf dem Weg nach Hause sind. Wenn man sich die Bilder des Gebäudes so ansieht, möchte man nie für möglich halten, dass es sich hier um eine Schule handelt, aber tatsächlich befinden wir uns an der Escola Secundária Maria Amália Vaz de Carvalho, eine Sekundarschule benannt nach der portugiesischen Lügendetektor-Autorin und Dichterin!
???: Pha was soll das ihr Schwuchteln? Ich hab kein Bock auf diese Scheiße!
Ein junges Teenager Mädchen, ungefähr 15, 16 Jahre alt, schreit ganz laut in einem Klassenraum herum und nutzt dabei Wörter, die wohl weniger gerne gehört werden. Tragen tut sie kurze blaue Shorts, weise Schuhe mit weisen Tennissocken, ein weises langes Hemd mit einer schwarzen Lederjacke darüber und einem beigen Kopftuch über den Haaren. Vor allem der Lehrer, ein fülliger Herr mit schwarzen kurzen Haaren, Brille und einen dicken Schnauzer im Gesicht, der trotz seiner wirklich sehr fülligen Statur dennoch seine Hose mit Trägern befestigt hat, wird gar nicht so erfreut über diese Wortwahl und vor allem über dieses Verhalten sein! Das erkennt man unverkennbar an seiner strengen Haltung, die er angenommen hat und so wie die ganze Scenerie hier aussieht, scheint es sowieso schlecht für das Mädchen zu stehen. Das sieht glatt wie eine Stunde nachsitzen aus, in die wir hier hinein schauen. Eine Beschäftigung, in der sich eine Minute wie 5 Stunden in der Außenwelt anfühlt. Man langweilt sich zu Tode und die Zeit geht einfach nicht herum. Jedes Mal, wenn man seine Augen auf den Uhrzeiger fixiert hat, bleibt er plötzlich stehen und bewegt sich nicht mehr und wenn man auch nur einmal blinzelt, geht er in doppelter Geschwindigkeit rückwärts. Ein weiterer Grund, warum Professor Kerman Shlump hier besonders viel Autorität zeigen muss.
Professor Kerman Shlump der Lehrer: Du setzt dich jetzt sofort hin und bist still Raquel!
Mit strengen Blick und erhobenen Zeigefinger schaut der Lehrer auf das junge Mädchen namens Raquel und verlangt von ihr, dass sie sich wieder setzen solle. Ansonsten wird es wohl Konsequenzen geben, die sie nichtmal in ihren Träumen möchte.
Raquel: Ach fick mich du Schwuchtel!
Brüllt sie den Lehrer entgegen und setzt sich wieder bockig auf ihren Platz. Dabei hat sie ihre Arme ineinander verschränkt.
Professor Kerman Shlump der Lehrer: Das wird Folgen für dich haben, das sage ich dir!
Dass so eine Reaktion Herrn Shlump natürlich nicht gefallen hat, war klar. Das wird wohl noch ein Gespräch mit den Eltern dieses jungen Mädchens zu Folge haben.
Raquel: Jaja von mir aus.
Genervt interessiert es der jungen, dunkelhäutigen Dame natürlich einen Scheiß, was der Lehrer hier von sich gibt, aber dieser macht direkt einen Vermerk ins Klassenbuch, bevor er sich wieder hinsetzt und ein Buch weiterfließt. Die Stadt der Blinden von José Saramago! Wir befinden uns also ganz offensichtlich in einer portugiesischen Schule von vor 25 Jahren. Die Frage ist nur, „Was wollen wir hier?“ Und warum müssen wir mit nachsitzen? In einen so kalten Raum, der keinerlei Liebe ausstrahlt. Die Wände bestehen aus kalten Porenbeton, dessen untere Hälfte in dunkelgrüner kalter Farbe und die obere in einer noch kälteren weisen Farbe glänzt. Die Sitzbänke stehen in Reih und Glied sauber aufgestellt und die vielen Fenster im Hintergrund lassen blasses und kühl wirkendes Tageslicht in das Innere des Zimmers hinein.
Raquel: Phaaa ich hab kein Bock auf die Scheiße hier!
Das kann man natürlich verstehen. Wer hat schon Lust auf Nachsitzen. Bockig hockt das junge Mädchen namens Raquel auf ihren Platz und blickt sich gelangweilt und genervt um. Mit den Ellenbogen auf der Tischplatte abstützend und die Hand gegen das Kinn ihres von ihren schwarzen Haaren umrahmten Gesichts gedrückt,um zeitgleich aufzuzeigen, dass sie einfach kein Bock hat, hier zu sein. Der aufpassende Lehrer scheint nicht das Fach „Sport“ zu unterrichten, sonst gäbe es wohl genügend Böcke für Raquel...
…
…
Was soll man in so einer Situation am besten machen, um sich die Zeit etwas zu vertreiben? Vielleicht Mal die anderen, die hier mit gefangen sind, ansprechen und so vielleicht neue Leute kennen lernen?
Raquel: Hey! Hey du da! Wie heißt du?
???: Huh? Uhm... Alexandra!
Gesagt, getan. Sofort spricht die junge Raquel ein Mädchen an, was sich direkt neben ihr befindet. Diese scheint noch jünger zu sein. Vielleicht so 13 oder 14 Jahre alt. Tragen tut diese junge Dame mit blonden schulterlangen Haaren einen schwarzen langen Rock und einen Grünbeigen Pulli. Wenn man ganz oberflächlich gehen möchte, möchte man meinen, sie sieht wie eine sehr gute und fleißige Schülerin aus, aber wenn man bedenkt, dass wir hier beim Nachsitzen sind, ist das wohl weniger anzunehmen. Etwas schüchtern blickt sie direkt in die Augen von Raquel.
Raquel: Hey! Ich bin Raquel! Weswegen sitzt du?
Fragt das ältere Mädel mit einer wissbegierigen Stimme.
Alexandra: Nunja... Ich ähm... Ich... Ich hab während des Unterrichts mit meinem Gameboy gespielt! Aber es war auch irgendwie langweilig!
Doch die Stimme des jungen, stotternden Mädchens wirkt noch immer etwas zurückhaltend und schüchtern. Sie blickt vorsichtig zu dem Lehrer, der leise summend auf seinem Stuhl am Schreibtisch sitzt und gespannt seinen Roman liest.
Raquel: Haha das kann ich verstehen. Diese Schwuchteln an Lehrern hier sind der größte Scheiß von allem. Da will man gar nicht freiwillig aufpassen im Unterricht.
Auf den Mund gefallen ist die dunkelhäutige Teenagerdame auf alle Fälle nicht. Ihr Wortschatz scheint sehr gefüllt mit den verschiedensten Beleidigungen zu sein und wenn man sich das Ganze hier so anschaut, dann wird das wohl auch garantiert nicht das erste und das letzte Mal Nachsitzen für sie sein.
Raquel: Kümmern sich alle nur um ihre Lieblinge und den Rest beachten sie nur, wenn man Scheiße baut. Nur wenn man schlau ist oder gut aussieht oder sportlich ist kommt man weit. Um solche wie uns kümmert und interessiert sich niemand. Wir sind entweder hässlich, schmächtig, dumm, unbeliebt oder einfach nur zu schwarz!
Während sie diese Aufzählung macht, blickt die Kamera immer wieder zu verschiedenen Kindern, die hier nachsitzen müssen. Zuerst auf einen Jungen mit ungepflegten langen Haaren und um die 3 Barthaare über den Lippen. Dann auf ein junges Mädchen mit langen schwarzen Haaren und Brille, aber wirklich sehr schlanken und kleinen Körper. Ein etwas kräftigerer Junge mit schulterlangen dunklen Haaren und erbostem Ausdruck im Gesicht. Anschließend auf Shanna und zum Schluss auf Raquel selbst. In den Augen der jungen Raquel sieht man nun ein richtig wütendes Feuer brodeln. Man möchte gar nicht erst wissen, was passiert sein muss, dass ein 16 jähriges Mädchen solche Sätze von sich lässt und dabei so wütend drein schaut.
Raquel: Wir anderen wurden noch nie von der Menschheit akzeptiert. Wir werden gehasst, einfach weil wir es schaffen, gegen den Strom zu schwimmen und uns nicht mit zerren lassen. Siehst du das nicht genauso?
Bis eben war sie noch kurz davor, ihre Zähne zu fletschen und wild aufzuschreien vor Wut, doch erhofft sie sich hier mit der jungen Alexandra vielleicht eine neue Freundin gefunden zu haben, die genauso denkt wie sie. Daher blickt sie Freude suchend wieder zu ihr und hofft auf irgendeine Art von Bestätigung zu ihrer Meinung. Diese scheint aber wie es aussieht kleine Probleme zu haben, sich zu öffnen und komplett an diesem Gespräch dran teilzunehmen. Sie wirkt nervös, wie als wäre sie irgendwie überfordert.
Alexandra: Ich...
Man merkt es richtig, dass es Alexandra unangenehm is, in dieser Situation zu sein. Sie wirkt wie ein kleines Mädchen, was gerade erst die große weite Welt entdeckt. Und das beim Nachsitzen in der Schule. Woran das liegt, ist unverständlich. Ist es das erste Mal, dass Alexandra von jemand anderen in der Schule angesprochen wird? So fühlt es sich jedenfalls bei diesen Bildern hier an.
Alexandra: Ich glaube ja! Ich... Ich habe nicht viele Freunde und verbringe deswegen meine... Meine Zeit lieber mit... Naja... Mit Videospielen.
Und da trifft es die meisten Zuschauern wie ein Blitz beim Kacken. Alexandra! Alexandra Barrulas! Dieses junge Mädchen ist niemand geringeres als die Frau, die diesen Montag im Finale des Queen of the Ring Turnieres der C2C steht, Portugals Perfect Athlete „Shanna!“ Wir bekommen hier eine Aufzeichnung von Shannas Kindheit zu sehen!
Raquel: Videospielen? Echt? Geil was zockst du so?
Überraschend zuckte Raquel bei der Antwort, weshalb die junge Shanna hier nachsitzen muss, auf und ist dann sehr entzückt. Es war wohl eine gute Idee, hier nach neuen Leuten zu suchen, denn hat sie hier mit Shanna jemanden kennen gelernt, der einige ähnliche Interessen zu haben scheint.
Alexandra: Das wirst du nicht kennen. Es... Uhm... Es nennt sich Pokemon. Du sammelst quasi kleine Monster ein für dein Team, trainierst sie und lässt sie gegen... Naja... Gegen andere kämpfen. Das ist so ein neues Spiel aus... Aus Japan, was es... Uhm... Was... Was es hier zu lande eigentlich noch gar nicht gibt.
Das lässt uns wieder erinnern, in welcher Zeit wir uns hier befinden. Mitte der neunziger Jahre war Pokemon noch keine so große Nummer, wie es heute ist. Hierzulande kam es erst 98 zum ersten Mal heraus, während die Serie erst ein Jahr später die Leinwand der Fernsehgeräte im warmen Wohnzimmer schmückte. 1996 war das Jahr, in dem Pokemon zum ersten Mal in Japan released wurde und seinen großen Erfolg feierte. Raquel kann sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen, während sie Shanna zuhört. Immerhin etwas, was sie diesen unangenehmen Ort und diese widerliche Situation hier schnell wieder vergessen und überleben lässt.
Raquel: Oh wow! Du bist wirklich so etwas wie ein Nerd, kann das sein?
Kichernd sieht Raquel die junge Shanna an.
Alexandra: …
…
Die jedoch nur ein schüchternes Schweigen als Antwort darauf gibt. Scheinbar konnte sie schon als Kind nicht viel mit sozialen Kontakten anfangen und war die meiste Zeit wohl bloß für sich alleine. Ein Einzelgänger durch und durch. Bestimmt hatte die ehemalige Shine Championesse nicht so viele Freundinnen. Etwas schüchtern und vielleicht auch etwas beleidigt blickt sie mit gesenkten Kopf auf ihren Platz zurück. Vielleicht waren das die falschen Worte von Raquel.
Raquel: Uh...Hey sorry! Das sollte nur ein Scherz sein. Ehrlich! Ich bin selbst ein Freak, also keine Sorge. Du solltest dich nie schämen für das, was du bist verstanden?
Alexandra: Du... Du bist ein Freak?
So schnell kann man das Interesse wieder zurück erlangen. Noch immer wirkt Shanna hier wie versteinert, so steif wie sie da sitzt. Sie weis wirklich nicht, wie man soziale Interaktionen richtig durchführt. Doch die Aussage von Raquel hat sie etwas interessierter werden lassen. Sie kennt nicht viele, die sich freiwillig als Freak bezeichnen würden. So etwas hat sie um ehrlich zu sein gar noch nie erlebt.
Raquel: Jaaa Mann. Ich schau mir zum Beispiel jede Woche immer voll gern die Spinner dort drüben bei der kleinen Wrestlingschule 2 Straßen weiter an. Da sind auch echt ein paar hotte dabei.
Diesen letzten Satz flüstert sie jedoch ganz leise und vorsichtig der jungen Shanna zu. Es soll ja nicht jeder wissen, was für wirre dinge in Raquel Kopf vorgehen und was sie alles so in ihrer Freizeit macht.
Alexandra: Wrestlingschule? Was ist das?
Mit einen sehr interessierten Blick schaut Shanna ihre neue Bekanntschaft Raquel an. Bekommen wir hier etwa zu sehen, wie Shanna zum ersten Mal zum Wrestling kam?
Raquel: Weist du, was Wrestling ist?
Doch auch darauf schüttelt Shanna nur etwas verlegen ihren Kopf. Wenn man die meiste Zeit alleine Zuhause im Kinderzimmer verbringt, bekommt man nicht so viel von der Welt und den Dingen, die nicht in irgendwelchen Sachbüchern der Schulen stehen, mit. Das Internet war zu der Zeit ebenfalls noch Neuland.
Raquel: Dein ernst? Gott, du kennst wohl nichts außerhalb deiner Videospiele, kann das sein? Pass auf! Morgen ist dort wieder Training. Die haben auf der Rückseite immer ein Fenster zur Belüftung geöffnet! Von dort aus kann man sich in die Halle hereinschleichen und einen super Platz zum beobachten finden. Es ist manchmal zum totlachen, was die dort machen, aber manchmal auch echt erstaunlich.
Tatsächlich scheint es so zu sein. Die junge Raquel verfolgt das Wrestling selbst mit großem Interesse, auch wenn es 1996 noch lange nicht so groß wie heute war. Zu der Zeit, von der diese Aufnahme hier stammt, war das Heartbreakkid Shawn Michaels gerade zum ersten Mal World Champion der damaligen WWF! An Shannas Gesicht kann man erkennen, dass sie noch nicht ansatzweise daran denkt, dass das sie wohl ihre Zukunft bei dieser Schule entdecken wird. Diese Shanna, die wir hier sehen, weis noch nicht einmal, was Wrestling überhaupt ist.
Raquel: Lass uns dort morgen zusammen hingehen! Ich sage dir, es ist etwas, was du dir nie vorstellen könntest!
~ To be continued ~