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Nächtliche Zweifel
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Nächtliche Zweifel - Shotzi Blackheart - 10.02.22

Shotzi Blackheart liegt im Bett ihres busaner Hotelzimmers und starrt in die undurchdringliche Dunkelheit zwischen ihr und der Zimmerdecke. Sie schläft am besten, wenn es komplett dunkel ist und so stört keine Lichtquelle die Finsternis in ihrem Zimmer. Dennoch liegt sie nun schon seit Stunden hier, wälzt sich von einer Seite auf die andere und will einfach keinen Schlaf finden. Ihr Gehirn hört nicht auf zu arbeiten und jedes Mal, wenn sie glaubt, endlich zur Ruhe gekommen zu sein, springen ihr wieder die Gedanken in den Kopf, die sie schon seit einiger Zeit immer mal wieder beschäftigen.

Plötzlich bemerkt Shotzi eine Veränderung im Raum. Es ist nicht so, dass sie ein Geräusch vernommen hätte; die Veränderung gleicht vielmehr den winzigen Wellen, die ein geworfenes Sandkorn auf einer einst glatten Wasseroberfläche hinterlässt. Schwer wahrzunehmen und doch unverkennbar. Es ist das bestimmte Gefühl, nicht länger allein zu sein.

Über diese Erkenntnis ist Shotzi alles andere als beunruhigt – im Gegenteil. Sie lächelt in die Dunkelheit hinein und hebt dann ihre Bettdecke leicht an, damit die Person, die hier lautlos das Zimmer betreten hat, darunter schlüpfen kann. Wenige Augenblicke später spürt sie, wie sich ein warmer Körper sanft an sie schmiegt.

- Shotzi Blackheart -
„Hallo, Monsterchen.“

Flüstert Shotzi und schließt ihre Bettdecke eng um Rosemary, die ihre Begrüßung mit einem wohligen Gurren beantwortet.

- Shotzi Blackheart -
„Kannst du auch nicht schlafen?“

Shotzi spürt, wie ihre Schwester den Kopf schüttelt.

- Shotzi Blackheart -
„Warum nicht?“

Rosemary: Machen uns Gedanken um die Hochzeit.

Flüstert Rosie. Shotzi versteht, was sie meint. es ist nicht so, dass Rosie kalte Füße bekäme - Shotzi weiß sehr wohl, wie genau sich ihre kleine Schwester den Antrag an Sara damals überlegt hat. Vielmehr ist Rosie in Sorge darüber, dass die Hochzeit nicht wie geplant über die Bühne gehen kann. Immerhin ist ihr rechtlicher Status noch immer nicht vollständig geklärt.

- Shotzi Blackheart -
„Du weißt, dass Neville und ich alles dafür tun, damit die kanadischen Behörden dich bald als mündige Bürgerin anderkennen. Vertrau mir, dass Verfahren läuft ganz in unserem Sinne. Es dauert eben nur eine Weile.“

Rosie bewegt sich unter der Decke unbehaglich und lässt ein leises Brummen hören.

Rosemary: Aber uns gefällt nicht, dass irgendein Männlein, dass uns gar nicht kennt, entscheiden kann, ob wir Sara heiraten dürfen oder nicht. Ob wir alleine leben dürfen oder nicht.

Shotzi streichelt Rosie beruhigend über den Kopf.

- Shotzi Blackheart -
„Ich weiß, Schatz. Es ist ungerecht und frustrierend. Aber mit etwas Glück wirst du dich bald nie wieder mit solchen Problemen herumärgern müssen!“

Wieder ein Brummen seitens der Demon Assassin. Shotzi weiß, dass ihre Worte nur ein schwacher Trost sind, denn am grundlegenden Problem, dass der Staat und die Gesellschaft Rosemary als eine Art Pflegefall sehen, kann sie nichts ändern, so gern sie es täte. Und gerade diese Tatsache ist es, die ihre Schwester so wurmt. Doch Shotzi weiß auch, dass Rosie nicht zu ihr ins Bett gekrochen ist, um über ihre eigenen Sorgen zu sprechen.

Rosemary: Warum kannst du nicht schlafen?

Fragt Rosie und stupst Shotzis Wange kurz mit der Nasenspitze an. Shotzi seufzt leise und schließt Rosie ein wenig enger in die Arme.

- Shotzi Blackheart -
„Ich hab nur über etwas nachgedacht ... Du hast doch mitbekommen, was in den letzten Wochen mit Saori Anou und Maya Yukihi passiert ist, oder?“

Rosie nickt und auch wenn Shotzi ihr Gesicht nicht sehen kann, weiß sie, dass der Blick ihrer Schwester mit Abscheu versetzt ist. Sie verachtet Sklaverei ebenso stark wie Shotzi – auch wenn Rosie vielleicht etwas gnädiger ist, wenn es um die Sklaven selbst geht. Für Shotzi hingegen ist die Sache klar: Wer sich selbst versklavt ist genauso zu verachten, wie der Sklavenhalter.

Rosemary: Warum machst du dir so viele Gedanken darüber? Ist nicht deine Verantwortung, nein?

Shotzi nimmt die Sorge in Rosies Stimme wahr und weiß natürlich, woher diese rührt. Schon einmal hat sich Shotzi zu viel Verantwortung aufgeladen, bis der psychische Stress sie für einige Wochen ins Koma beförderte.

- Shotzi Blackheart -
„Das weiß ich und darum geht es auch gar nicht.“

Shotzi seufzt erneut.

- Shotzi Blackheart -
„Ich denke nur darüber nach, dass ein Teil von Saori sich vermutlich gar nicht für eine Tyrannin hält. Ein Teil von ihr glaubt vermutlich an ihre eigene Propaganda, dass sie den Leuten nur hilft, sie leitet, verstehst du? Und ihre Sklaven glauben das ja auch.“

Rosemary: Ist doch egal, was die glauben. Ändert nix daran, dass sie Sklaven sind, nein?

Die leichte Traurigkeit in Rosies Stimme verrät Shotzi, dass ihre Schwester vor allem Mitleid mit Ladybeard, Shinji und Maya hat.

- Shotzi Blackheart -
„Das stimmt schon, aber ... Rosie, bin ich nicht ähnlich? Ich meine, ich weiß, ich bin nicht wie Saori, Noam und ihresgleichen, das ist mir schon klar. Aber vielleicht hat Saori einmal so angefangen, wie ich? Verantwortung für jemanden übernommen, mit den besten Absichten. Dann immer mehr und mehr, bis sie zu dem geworden ist, was sie jetzt ist. Ab wann wird Helfen zu Bestimmen? Ab wann wird Verantwortung zu Macht? Ab wann wird leitender Rat zu einer Leine mit Halsband? Ab wann wird eine große Schwester zu einer Tyrannin?“

Schon länger plagt sich Shotzi mit diesen Fragen herum. Sie hasst nichts so sehr, wie Tyrannei und nichts fürchtet sie so sehr, wie zu dem zu werden, was sie hasst. Rosie schweigt zunächst und würde man allein von der Geräuschkulisse ausgehen, könnte man meinen, sie wäre gar nicht da.

Rosemary: Nein, wir glauben nicht, dass du jemals so werden könntest, wie die Peitschenfrau.

Sagt sie dann leise.

Rosemary: Weißt du, warum? Weil du nicht bestimmst oder über unsere Köpfe hinweg entscheidest. Weil du immer darauf achtest, was wir wollen. Weil du uns respektierst und alles dafür tust, dass wir eigenständig sind. Ja, du hilfst uns und machst Dinge, die wir nicht gut können, wie mit garstigen Gerichten reden oder Hotelzimmer buchen oder sowas. Aber du würdest nie etwas tun, das uns an dich bindet, einfach nur, weil du es kannst.

Rosie schmiegt sich noch enger an Shotzi heran. Ihre Stimme ist nun ruhig und fest.

Rosemary: Ja, vielleicht ist das der wichtigste Unterschied? Du bist verantwortungsvoll, um uns Freiheiten zu geben, die wir vorher nicht hatten und uns emporzuheben. Die Peitschenfrau ist verantwortungsvoll, um Freiheiten zu nehmen und ihre Sklaven unten zu halten. Das, was du tust, tust du aus Liebe. Das, was sie tut, tut sie aus Angst. Deshalb kannst du niemals wie sie werden, egal, ob ihr einmal auf gleiche Art angefangen habt.

Die Festigkeit in Rosies Stimme gibt Shotzi Kraft. Ihre Schwester glaubt unumstößlich an ihre Worte und damit auch an Shotzi. Dies lässt Shotzis Zweifel vielleicht nicht komplett verfliegen, doch es bestärkt sie ungemein.

- Shotzi Blackheart -
„Du bist sehr weise, kleines Monsterchen. Ich sollte dich viel öfter um Rat fragen.“

Shotzi haucht Rosie einen Kuss auf die Stirn, was dieser ein glückliches Kichern entlockt.

Rosemary: Ja, allerdings!

Sagt sie bestimmt und gibt Shotzi einen Kuss auf die Wange.

Rosemary: Schlafen jetzt!

Sagt’s und dreht sich um. Shotzi legt den Arm um Rosie und denkt über die Worte ihrer kleinen Schwester nach. Auch wenn Shotzi die Gedanken noch eine Weile mit sich herumtragen wird, hat es gutgetan, Rosies Sicht der Dinge zu hören. Sie lauscht dem Atem der geschminkten Dame, die auf viele so seltsam wirkt und doch einen weisen und gütigen Verstand hat. Shotzi merkt, wie Rosies Atem regelmäßiger wird, je tiefer sie in den Schlaf gleitet. Am Morgen wird sie verschwunden sein und wieder in Saras Bett liegen, damit ihre Verlobte sich keine Sorgen macht. Der Gedanke zaubert ein stummes Lächeln auf Shotzis Lippen und langsam versinkt auch sie in den Schlaf.