» Coast 2 Coast Wrestling

Normale Version: May I stand unshaken amidst the crash of the world
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
In diesem Threat soll im Laufe der kommenden Wochen immer mal wieder private Einblicke in Shotzis Gefühlswelt gepostet werden, wann und wie es mir gerade sinnvoll erscheint, dies zu tun.

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
~ Date and time unknown ~

Die Vorhänge des Zimmers sind zugezogen, draußen mag helllichter Tag oder finsterste Nacht herrschen. Das Hotelzimmer, in dem wir uns befinden, hebt sich nicht wesentlich von anderen Zimmern dieser Art ab. Ein Bett in der Mitte, ein Kleiderschrank, ein Tisch mit einem Stuhl davor. An der Wand neben dem Kleiderschrank ist ein großer Spiegel angebracht, in welchem sich der Gast zur Gänze betrachten kann. Vor diesen Spiegel tritt nun Shotzi Blackheart; splitternackt.

Mit ernsten Augen betrachtet sie ihren Körper. Die vielen Stunden in den Fitnessstudios dieses Landes haben sich ausgezahlt, Shotzi kann einen deutlich durchtrainierteren und kräftigeren Körperbau vorweisen als noch vor einem Jahr. Sie betrachtet kurz ihre Brustwarzen, deren Höfe sie sich vor Jahren chirurgisch hat verändern lassen, sodass sie nun wie Herzen aussehen. Mit einem leicht ungläubigen Schmunzeln schüttelt sie sacht den Kopf. Dass sie einmal derart jung und unbedarft gewesen war… Wie lange liegt die OP jetzt zurück? Es scheinen noch gar nicht so viele Jahre zu sein, doch für Shotzi ist es eine Ewigkeit. Die Herzen auf ihren Brüsten sind Relikte aus einem anderen Leben. Relikte einer anderen Shotzi Blackheart, einer fröhlicheren, leichtherzigeren und freieren. Shotzi horcht kurz in sich hinein, um zu ergründen, wieviel von dieser alten Shotzi noch übrig ist. Die Antwort ist ernüchternd und erfüllt Shotzi zugleich mit einer Art grimmiger Befriedigung: Nicht mehr viel.

Blackheart greift neben sich und zieht sich einen schlichten schwarzen Schlüpfer sowie einen farblich passenden BH an. Nichts ausgefallenes oder verführerisches und doch würde sie auf viele Männer und Frauen wohl einen sehr aufreizenden Eindruck machen, wenn diese sie nun sehen könnten. Shotzis Gedanken wandern zu den Tagen, als sie mit Taryn Terrell zusammen war. Diese Zeit war besonders schmerzhaft für sie gewesen und Taryn eine große Hilfe. Es war direkt nach der Vergewaltigung durch Noam und die Beziehung zu Taryn hatte Shotzi davon abgehalten, den Verstand zu verlieren. Doch auch damals war sie eine andere gewesen, Noam hatte ihren Geist noch immer in seinen stinkenden Klauen. Die Beziehung war wohl von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen und auch wenn Shotzi froh ist, nun ein anderer Mensch zu sein als damals und auch der Beziehung nicht hinterhertrauert, wünscht sie sich doch, das zwischen ihr und Taryn hätte damals anders geendet.

Shotzi öffnet den Kleiderschrank und zieht eine schwarze Jeans und ein graues Top an. Ganz nebenbei war Taryn auch die letzte Person, mit der Shotzi geschlafen hat. Zumindest dieses Ziel hast du dann ja wohl erreicht, Simon., denkt sie verächtlich. Ihr eigener Stiefbruder, Simon Grimm, war es gewesen, der sie an Noam Dar verschenkt hatte, da sie sich in seinen Augen wie eine Hure aufgeführt hatte, indem sie ihre Sexualität frei auslebte. Nun verspürt sie keinen Drang mehr nach Sex. Der Gedanke an Simon erfüllt Shotzi noch immer mit brodelndem Hass und einer Art von Verachtung, die ansonsten nur für Noam Dar selbst reserviert ist. Genau wie bei Noam wünscht sich ein Teil von ihr, die Dinge selbst in die Hand nehmen und Simon töten zu können. Doch sie weiß, dass ihre Mädchen sie brauchen. Liv und Rosie, ihre kleinen Monster.

Bei dem Gedanken an ihre Schwestern schleicht sich ein liebevolles Lächeln auf Shotzis Lippen, während sie einen schwarzen Nietengürtel umbindet und festzieht. Ja, Rosie und Liv brauchen sie hier, frei und atmend an ihrer Seite und nicht wegen Mordes eingesperrt in eine feuchte Zelle. So verführerisch der Gedanke an Rache für ihre Vergewaltigung und all das Leid, das darauffolgte, auch ist; Vergeltung ist ein Luxus, den sich Shotzi schlicht nicht erlauben kann. Es gibt nun wichtigeres in ihrer Welt.

Sie langt zum Kleiderhaken neben dem Spiegel und nimmt die Lederjacke an sich, die sie vor Monaten hatte anfertigen lassen. Nach der Vergewaltigung hatte Noam ihr seine Jacke gegeben, die sie lange danach noch getragen hatte. Doch diese Jacke, dieses Symbol für die Macht, die ihr Vergewaltiger über sie gehabt hatte, war längst nicht mehr. Shotzi hatte sie mit Hilfe ihrer Schwestern Liv und Rosie verbrannt – symbolisch und wortwörtlich – und damit den Teil von Noam, der in ihr war, getötet. Die Jacke die sie nun trägt, ist ihr Eigen; sie ist perfekt an ihre Figur angepasst und fügt sich, wie Shotzi findet, in ihr neues, nüchterneres Selbst. Sie zieht die Jacke an und betrachtet sich, nun zur Gänze angekleidet, einen Moment lang weiter im Spiegel.
Dann wird die Tür zu ihrem Hotelzimmer plötzlich ruckartig geöffnet und ein Kopf mit schwarzen Zöpfen und einem grotesk geschminkten Gesicht schaut in das Zimmer hinein.

Rosemary: Shotzi, komm jetzt! Sonst sind bestimmt alle Tische garstig weg!

Quengelt Rosie und entlockt ihrer großen Schwester damit ein amüsiertes Lächeln. Auf dem Weg vom Flughafen ins Hotel waren sie an einem Eiscafé vorbeigekommen, welches mit besonders grellerbunter Werbung auf sich aufmerksam gemacht hatte. Dies hatte natürlich zur Folge, dass Rosie unbedingt dorthin wollte und Liv, Sara und Shotzi hatten ihr hoch und heilig versprochen, sich dort ein Eis schmecken zu lassen. Drum wendet sich Shotzi nun von ihrem Spiegelbild ab, schenkt Rosie einen flüchtigen Kuss auf die Wange und folgt ihr nach draußen. Als die Tür des Hotelzimmers ins Schloss fällt, endet diese Szene.
~April 12th, a short while before the Main Event~

Ein leerer, dunkler Flur. Genau das hat Shotzi jetzt gebraucht. Es ist nicht mehr lange bis zum Main Event des Abends – dem Main Event der letzten Monate, soweit es sie betrifft. Die Women’s Tag Team Titel bestimmen seit Langem die Gedanken der Women’s Division und gerade die Schwestern von Oblivion haben schwer auf diesen Tag hingearbeitet. Der Tag, an dem sie sich zu den ersten C2C Women’s Tag Team Champions krönen werden. So zumindest der Plan. Shotzi ist zuversichtlich, dass er aufgehen wird; Liv und sie haben bisher noch nie verloren und auch mit Circe waren sie ausschließlich siegreich. Doch das anstehende Match hat nur wenig mit der Tatsache zu tun, dass sich Shotzi Blackheart in diesen einsamen Korridor zurückgezogen hat. In ihr schwarzes Inring-Outfit gekleidet lehnt sie mit geschlossenen Augen an der Wand und atmet tief ein und aus. Sie versucht, ihre Gedanken auf einen einzigen Punkt zu konzentrieren, alles andere auszublenden. Ihr eiserner Wille allein soll über ihren Körper triumphieren! Langsam öffnet sie die Augen und hält sich die rechte Hand vor das Gesicht. Für einen Moment bleibt diese ruhig, doch dann beginnt sie langsam zu zittern. Shotzi verengt die Augen zu Schlitzen und ballt dann die Hand zur Faust und das Zittern endet.
Seit Wochen geht dies nun schon so und es wird immer stärker. Wie schlimm würde es noch werden? Shotzi hatte immer gewusst, dass dieser Tag einmal kommen musste. Schon lange bevor sie zur C2C kam, war ihr Leben schwierig gewesen. Ihr Stiefbruder Simon war die Plage ihrer frühen Jahre. Das Wrestling hatte ihr für geraume Zeit eine Flucht vor all dem geboten, doch Simon hatte sie schließlich gefunden. Ihr freimütiger Lebensstil hatte ihm nicht behagt und so hatte er sie an Noam Dar verschenkt. Was danach geschah, ist hinlänglich bekannt. Nach der Vergewaltigung durch Dar hatte sie sich aus dem stinkenden Keller geschleppt und Stück für Stück ihr Leben zurückgewonnen. Es hatte lange gedauert, doch schließlich hatte sie sich auch psychisch von ihrem Vergewaltiger befreien können. Gelungen war ihr dies vor allem dank ihrer beiden Schwestern. Rosie und Liv sind ihr Halt und ihre Stütze und vermutlich der Hauptgrund dafür, dass sie noch hier ist. Doch Shotzi war klar gewesen, dass die Ereignisse ihrer Vergangenheit sich irgendwann noch einmal bemerkbar machen würden und der Druck der letzten Wochen hatte schließlich sein Übriges dazugetan. Das krampfhafte Zittern ihrer Hand, da macht Shotzi sich nichts vor, kommt nicht von ungefähr.
Wieder schließt sie die Augen und lehnt den Kopf an die kühle Wand. Hat sie sich zu viel aufgeladen? Zu viel Verantwortung? Zu viel Druck? Ihre Schwestern sind eben das – Schwestern. Für manche mag das nur eine leere Worthülse sein, doch für Shotzi ist dies eine einfache Wahrheit. Rosie, Liv, Circe und auch Sara sind ihre Familie und für diese wird Blackheart alles tun. Doch leider liegt hier auch der Hund begraben. Ihre Schwestern sind eben nicht „irgendwer“ und sie alle tragen ihre eigenen Probleme mit sich. Das ist ja der Grund, warum sie sich überhaupt gefunden und zusammengeschlossen haben. Doch Shotzi fühlt sich für die anderen beiden – die anderen drei – verantwortlich. Sie hat die Rolle der „großen Schwester“ eingenommen, nicht, weil eine der anderen sie in diese Richtung gedrängt hätte, sondern aus eigenem Antrieb heraus. Wie selbstverständlich hatte sie sich den Mantel der Verantwortung übergeworfen und damit auch die Last geschultert, die dieser mit sich brachte. Und die Last war gewachsen und gewachsen und gewachsen ...
Shotzi presst die Augen fest zusammen, während ihre zur Faust geballte Hand wieder zu zittern anfängt. Rosemary ist ein Quell konstanter Sorge für sie. Die Demon Assassin ist einen weiten Weg gekommen, doch noch immer ist ihre Persönlichkeit hochgradig instabil. Ein emotionaler Schock zur falschen zeit kann all die Arbeit der letzten Jahre wieder zunichtemachen. Das hat man vor kurzem noch gesehen, als Rosies erste große Liebe, AJ Lee, plötzlich wiederauftauchte und das sorgsam errichtete mentale Gerüst von Shotzis kleiner Schwester beinahe zum Einsturz gebracht hätte. Shotzi wusste, dass sie hier noch einmal glimpflich davongekommen waren. Dort draußen gab es Dutzende Psychiater und Neurologen, die Rosemary liebend gern in die Finger bekommen würden. Bisher hatten die vereinten Kräfte von Nevilles und C2Cs Anwälten Rosie vor dem Irrenhaus bewahrt, doch ein einziger schwerwiegender Ausrutscher könnte möglicherweise genügen, um sie zu einer Zukunft als sediertes, sabberndes Geschöpf in einer sogenannten „Heilanstalt“ zu verdammen. Shotzi weiß, dass sie es nie ertragen könnte, wenn Rosies wunderbarer Geist auf diese Weise gebrochen würde.
Was Liv und Circe angeht, werden Shotzis Sorgen nicht weniger; im Gegenteil. Shotzi wusste immer, dass die Dualität aus diesen beiden Persönlichkeiten eines Tages wie ein Blitzschlag auf sie niedergehen würde. Wenn sie ehrlich zu sich selbst ist, hatte sie zu Beginn gehofft, Circe möge einfach verschwinden und Liv in Frieden lassen. Doch inzwischen fühlt sie nicht mehr so. Circe hat genauso wenig darum gebeten, eine „zweite Persönlichkeit“ im Körper einer anderen zu sein, wie Liv darum gebeten hat, eine solche zu haben. Und nach all den Jahren; wer kann da überhaupt noch sagen, wem der Körper eigentlich zusteht? Hat nicht Circe genauso ein Recht zu Leben, wie alle anderen Menschen? Empfindet sie nicht genau so Liebe, Schmerz, Freude Angst und Trauer? Was spielt es da für eine Rolle, wer den Körper zuerst bewohnt hat? Doch was, wenn am Ende tatsächlich nur eine von beiden leben kann. Was, wenn jemand die Entscheidung treffen muss: Liv oder Circe? Noch vor einigen Monaten hätte Shotzi hier kein Problem gesehen. Doch nun zerreißt ihr der Gedanke daran schier das Herz.
Und in diesem Moment geschieht es. Ein stechender Schmerz fährt durch ihren rechten Arm und ihre Hand zittert unkontrolliert. Shotzi gelingt es nicht, ihren Schmerzensschrei zu unterdrücken; sie taumelt und sackt schließlich an der Wand hinab. Mit zusammengepressten Lippen umklammert sie ihren zitternden rechten Arm. Ihr Atem geht stoßweise und Schweißperlen bilden sich auf ihrer Stirn. So jetzt nur niemand vorbeikommt und sie so sieht! Shotzi versucht, die Panik niederzukämpfen, die sie beinahe jede Nacht aus ihrem Schlaf reißt und nun auch mehr und mehr ihre Tage beherrscht. Die Angst davor, nicht gut genug, nicht stark genug zu sein; untätig dabei zusehen zu müssen, wie ihre kleinen Schwestern ins Chaos stürzen. Das Zittern in Shotzis Hand wird immer schlimmer, während sie verzweifelt darum ringt, die Kontrolle über ihren Körper zurückzugewinnen. Sie hat nachher ein Match zu bestreiten, verdammt! Und noch wichtiger: Sie kann es sich schlichtweg nicht leisten, jetzt einen Anfall zu haben! Sie wird gebraucht, stark und gesund und nicht unkontrolliert zitternd auf dem Boden eines nach Pisse stinkenden Flurs, irgendwo in der Arena! Sie wird ihren Schwestern keine Last sein, das hat sie sich geschworen! Rosie, Liv und Circe haben auch so schon genug Sorgen, als dass sie sich auch noch um eine dahinsiechende Shotzi Gedanken machen müssten.
Entschlossen richtet Blackheart den Blick auf ihre bebende Hand. Die Anstrengung, die es sie kostet, ist enorm, doch tatsächlich gelingt es ihr, das Zittern unter Kontrolle zu bringen. Langsam atmet sie ein und aus, bevor sie sich wieder auf die Beine stemmt. Sie muss nur dieses Match durchhalten. Das Match und die anschließende Feier. Danach wird sie allein in ihrem Hotelzimmer sein. Shotzi weiß, dass ihr eine weitere Nacht voller Albträume bevorsteht. Doch sie wird auch diese durchstehen. Für ihre Schwestern wird sie stark bleiben; alles andere ist schlichtweg inakzeptabel!
Shotzi vergewissert sich, dass sie noch immer allein im Gang ist. Zum Glück ist die Show im vollen Gange und jeder anderweitig beschäftigt. Sie ballt die Rechte zur Faust und atmet noch einmal tief durch. Dann macht sie sich auf den Weg zum Oblivion-Locker. Sie hat eine Idee, die sie Rosie und Circe unterbreiten möchte ...