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Normale Version: Morpheus II
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Rosemary

Hier wird gleich wieder ein Traum von Rosemary stehen. Wie das mit Träumen so ist, findet selbiger natürlich nur in Rosies Kopf statt. Folglich hat auch niemand sonst Kentniss davon.

Rosemary

Ein dunkler Wald. Dichtstehende Tannen versperren den Weg, die Äste kratzen an der Haut. Nur mühsam kommt Rosemary voran, schlägt sich Schritt für Schritt durchs Unterholz. Zu allem Überfluss geht es nun auch noch bergauf. Der Boden ist uneben, trügerisch. Lockere Steine verbergen sich unter dem Mos. Jeder Schritt muss wohl überlegt sein, wenn man nicht umknicken will. Es ist seltsam leise hier. Kein Vogellaut in der Luft, kein Geraschel im Laub. Nur Rosemary, die langsam und mühselig ihren Weg geht. Doch plötzlich bleibt sie stehen und horcht. Was war das? Ein Geräusch! Da ist es schon wieder! Aber was ist es? Ein Vogel? Nein. Musik! Rosemary dreht den Kopf in Richtung der Quelle. Nun hört man sie deutlich. Die fröhliche Melodie einer Flöte. Der vorige Weg ist vergessen. Rosemary eilt jetzt auf die Musik zu. Schneller, den unsicheren Boden missachtend. Immer bergauf, die Zweige der Tannen werden wüst zur Seite geschlagen. Dabei wird der Wald immer dichter, die Wurzeln bilden Schlingen am Boden. Rosemary stolpert, strauchelt. Doch weigert sich zu fallen. Es ist, als hätte der Wald sich plötzlich gegen sie gewandt. Als würden die Bäume versuchen, sie von ihrem Ziel abzuhalten. Doch Rosemary kämpft sich weiter voran. Dort, ganz nah ist er, der Flötenspieler. Diese Musik…Rosemary muss sie erreichen. Der Wald wird sich ihrem Willen beugen. Ein Scheitern steht nicht zur Debatte. Die Äste werden nun dichter und dichter. Rosemary bricht Zweige entzwei, reißt mit übermenschlicher Stärke ganze Bäume aus der Erde. Mit einem letzten Schrei zerschlägt sie zwei ausgewachsene Tannen in Stücke. Dann ist sie frei.

Vor ihr liegt eine Lichtung, in ihrer Mitte ein kleiner, klarer Bergsee, der sich an eine Steilwand schmiegt. Und dort auf einem Felsen am Rande des Sees sitzt er, der Flötenspieler. Ein großgewachsener Mann, gekleidet in eine mitternachtsschwarze Robe, die ihn sanft umwogt, wie Rauch, der von einer leichten Brise bewegt wird. Die Kapuze seiner Robe hat er hochgeschlagen und sein Gesicht ist im Schatten verborgen. Als Rosemary die Lichtung betritt setzt er die schlichte Holzflöte ab und die Musik verstummt augenblicklich. Rosemarys Augen sind weit aufgerissen, sie wirkt wie eine Schlafwandlerin, als sie einen weiteren Schritt auf den Unbekannten zu macht.

Rosemary: H-Herr?

Flüstert sie leise. Der Spielmann streift langsam die Kapuze ab und enthüllt ein altersloses Gesicht mit strengen, edlen Zügen. Die langen, schwarzen Haare fließen ihm über den Rücken. Seine Augen sind Schwarz wie Basalt, kein Weiß liegt darin.

The Undertaker

Willkommen, Kind. Ich hatte gehofft, dass du erscheinen würdest.


Ungläubig tut Rosemary einen weiteren Schritt. Die dunklen Augen ihres Meisters ruhen dabei auf ihr.

Rosemary: Aber Ihr seid…tot!

Rosies Stimme ist weiter leise und brüchig. Die Angst, die in ihr hochsteigt, ist nicht zu überhören.

The Undertaker

So ist es. Und dennoch bin ich hier.


Die Stimme des Dunklen Lords ist sanft und tief. Wie ein Gewittergrollen, weit in der Ferne.

Rosemary: W-Warum? Warum seid Ihr gekommen? Wir sind frei! Endlich frei von Euch!

The Undertaker

Tatsächlich?


Mit diesen Worten hebt der Dunkle Lord die Flöte an die Lippen und beginnt erneut zu spielen. Rosemarys Glieder zucken nach vorn. Ihre Beine befolgen nicht mehr länger ihre Befehle. Sie hüpfen und drehen sich, ihre Arme schließen sich an. Nur ihr Gesicht bleibt unter Rosemarys Kontrolle und ist in Schrecken und Verzweiflung verzerrt. Ihr alter Meister spielt eine fröhliche, erquickende Melodie, Rosemarys Körper tanzt dazu, springt umher, vollführt eine Pirouette nach der anderen. Dann verstummt die Musik, und Rosemary bricht auf die Knie. Sie zittert am ganzen Leib, kalter Schweiß rinnt ihr den Rücken hinab.

Rosemary: Warum seid Ihr gekommen?

Fragt sie mit leiser, bebender Stimme. Jetzt erhebt sich ihr Meister zum ersten mal von seinem Felsen.

The Undertaker

Das bin ich nicht. Ich war immer hier. Du bist es, die zu mir gekommen ist, mein Kind. Zum ersten Mal in all der Zeit.


Rosemary: Aber warum?

Rosemary scheint den Tränen nahe. Der Dunkle Lord kommt unmittelbar vor ihr zum Stehen. Er streckt ihr die Hand entgegen.

The Undertaker

Komm!


Unfähig, sich dem Befehl zu widersetzen, ergreift Rosemary die ihr dargebotene, feingliedrige Hand und erhebt sich. Sie folgt ihrem Herrn zu dem kleinen Bergsee. Das Wasser ist so klar, dass man problemlos bis auf den Grund sehen kann.

The Undertaker

Die Antworten, die du suchst liegen dort drin.


Rosie beugt sich über das Wasser. Doch sie sieht nichts. Nicht einmal ihr eigenes Spiegelbild. Das Wasser gibt nichts preis.

The Undertaker

Denk zurück an die Zeit, nach meinem Tod. Was ist geschehen? Was hat dich im Innersten berührt?


Und nun tauchen Bilder im Wasser auf. Zwei Frauen stehen Seit an Seit und blicken mit liebevollem Lächeln zu Rosie hinauf. Das Blau und das Grün ihrer Haare scheint sich zu vermischen, wie Wasserfarbe auf einer feuchten Leinwand.

The Undertaker

Ah, natürlich. Die Liebe. Du hast das Ritual angewandt, das ich dich nie gelehrt habe.


Rosemary: Ihr wolltet nicht, dass wir lieben!

Rosemarys Blick bleibt auf die Bilder der beiden Frauen gerichtet. Ihre Stimme bebt noch immer, diesmal liegt aber eine Spur von Zorn darin.

Rosemary: Ihr wolltet, dass wir Euer Werkzeug bleiben. Eine Waffe der Zerstörung, weiter nichts!

Die Antwort des Dunklen Lords erfolgt nicht direkt. Als er sie dann gibt, klingt seine Stimme leiser als zuvor. Beinahe…bedauernd?

The Undertaker

Du hast Recht.


Stille. Lange Zeit hört man nichts weiter als drückende Stille. Dann plötzlich jagt ein Laut durch die Luft. Der Schrei eines Raubvogels. Und dort ist er. Die Federn rot wie Blut, die Augen Schwarz. Majestätisch gleitet der Blutvogel auf Rosemary und ihren Herrn zu.

The Undertaker

Wunderschön, nicht wahr? Du hast es also geschafft, ihn zu kontrollieren. Ich war mir nicht sicher, ob es dir gelingen könnte.


Der Dunkle Lord streckt seinen Arm aus und sogleich landet der Blutvogel darauf. Sein Gefieder schimmert leicht im Licht der blassen Sonne.

The Undertaker

Ich frage mich, was er wohl davon halten würde, wenn er wüsste, mit welcher Zerstörungskraft du deine Spielchen spielst, meine Liebe.


Von wem spricht der Dunkle Lord hier? Vom Blutvogel, der auf seinem Arm sitzt, wie ein Falke, bereit, von seinem Herrn losgelassen zu werden, um den Tod zu bringen? Doch die Antwort auf diese Frage liegt nicht in den schwarzen Augen des Vogels, sondern im klaren Wasser des Bergsees. Dort erhebt sich plötzlich eine Gestalt, ein Mensch aus Wasser. Lange Haare, ein ernstes Gesicht, ein Vollbart.

Rosemary: Er ist uns mehr ein Vater als Ihr es je wart! Er versteht uns. Er glaubt an uns! Er wird wissen, dass wir das Monster beherrschen und nicht umgekehrt.

The Undertaker

Und dennoch…


Der Dunkle Lord schnipst einmal mit den Fingern und die Wassergestalt zerspringt, als hätte es sie nie gegeben.

Rosemary: Nein!

Panisch streckt Rosemary die Hand vor, doch ein schriller Pfiff lässt sie innehalten und schmerzerfüllt das Gesicht verziehen. Der Dunkle Lord hat erneut die Flöte an die Lippen gesetzt. Dieser einzige, misstönende Laut hat genügt, um Rosemary innehalten zu lassen.

The Undertaker

Törichtes Mädchen! Habe ich dir nicht deine Grenzen aufgezeigt! Noch im Tode spiele ich die Musik, zu der du tanzt. Du bist noch immer mein!


Er setzt wieder die Flöte an und wieder spielt er eine fröhliche Melodie. Rosemarys Beine zucken erneut, sie bewegt sich im Takt der Musik. Doch ihr Blick ist nun voller Zorn. Als ihr Meister sie eine Pirouette drehen lassen will, gräbt sie ihre Füße in den steinernen Boden.

Rosemary: Nein!

Ihre Hand schnellt vor, als würde sie nach etwas greifen. Dann ballt Rosemary sie zur Faust und mit einem lauten Krachen birst die Flöte in der Hand ihres Herrn in tausend Stücke. Der Dunkle Lord taumelt einen Schritt zurück, in Rosemarys Augen lodern nun Zorn und Entschlossenheit.

Rosemary: Nicht länger! Und er gehört uns!

Wieder streckt sie die Hand aus. Der Blutvogel wird brutal vom Arm des Dunklen Lords fortgerissen. Rosemary zieht ihn unbarmherzig zu sich heran und ohne Gegenwehr fliegt der Vogel in ihre Brust hinein. Sie stolpert, fällt aber nicht. Nun stehen sie sich gegenüber, Rosemary und ihr alter Meister.

The Undertaker

So soll es sein!


Mit einem lauten Donnergrollen springt der Dunkle Lord vor. Rosemary stößt einen hellen Jagdschrei aus, der laut von den Berghängen wiederhallt. Feurige Flügel schießen aus ihrem Rücken hervor und sie stürzt sich ihrem einstigen Herrn entgegen. Nun folgt ein Duell, wie die Welt es noch nicht gesehen hat. Die Schläge, die aufeinanderfolgen, sind so rasend schnell, dass sie vor dem menschlichen Auge verschwimmen. Meister und Schülerin kämpfen verbissen, verlassen bald den ruhigen Bergsee, kämpfen auf dem Gipfel des Berges, an den Hängen, in den tiefsten Höhlen. Plötzlich geschieht etwas sonderbares. Der Dunkle Lord trifft Rosemary mit einem Schlag. Rosie wird zur Seite geschleudert. Hinter den beiden brennt ein stattliches Anwesen lichterloh. Und plötzlich gibt es zwei Rosemarys. Die eine kauert geschlagen vor ihrem Meister. Die andere, noch immer geflügelt, schaut aus der Ferne zu. Dies ist der Ort. Der Ort, die Szene. Hier starb er. Doch wo ist sie? Die Frau, die dem Dunklen Lord den Dolch in das Herz rammte. Von ihr fehlt jede Spur. Wenn sie nicht bald erscheint, wird der Dunkle Lord Rosemary töten. Sie bestrafen für ihren Ungehorsam. Für ihre Anmaßung. Da spürt die geflügelte Rosemary etwas Kaltes in ihrer Hand. Ein Dolch, so schwarz wie die Schatten selbst. Sie sieht, wie ihr Meister sich über ihr geschlagenes Ich beugt. Sie springt, segelt durch die Luft. Ihr schrei lässt den Dunklen Lord aufblicken. Der Dolch gräbt sich tief in seine Brust. Durchdringt Haut, Knochen und Fleisch. Zerstört das schwarze Herz. Beide stehen sich gegenüber. Rosemary und der Dunkle Lord. Ein lächeln liegt auf seinem Gesicht.

The Undertaker

Endlich.


Flüstert er. Und plötzlich verändert er sich. Von der Stelle, wo der Dolch ihn getroffen hat, geht eine Wandlung mit ihm vor. Sein Antlitz wird älter, menschlicher. Seine Augen verlieren das Schwarz. Es ist ein Mensch, der Rosemary hier entgegenlächelt. Ein Mensch mit Augen, so grün wie die ihren. Das brennende Haus verschwindet. Sie befinden sich wieder auf der Lichtung mit dem klaren See. Dort steht er vor ihr. Unverwundet. Ein alter Mann, milde lächelnd.

Rosemary: Sind wir jetzt frei?

Fragt Rosemary mit leicht zitternder Stimme.

The Undertaker

Du warst immer frei. Doch was dieses Wort bedeutet liegt nun ganz bei dir.


Plötzlich steigt dichter weißer Nebel auf. Er fließt über den Bergsee und hüllt das Wasser bald gänzlich ein.

The Undertaker

Ich gehe nun. Dein Leben liegt in deinen Händen. Du kannst es teilen, mit wem immer du magst.


Rosemary blickt an sich hinab. Sie trägt ein Armband, gewebt aus blauem und grünem Haar. Dazu eine Kette in braun und schwarz. Als sie wieder aufblickt, sieht sie den alten Mann langsam in Richtung des Sees gehen, der nun von weißem Nebel verdeckt ist.

Rosemary: Vater!

Der Mann halt inne und dreht sich halb zu Rosemary um.

Rosemary: Werden wir Euch jemals wiedersehen?

Ein sanftes Lächeln umspielt die Lippen des Mannes.

The Undertaker

Ich werde hier sein.


Sagt er nur. Dann dreht er sich um und läuft langsam in den Nebel hinein. Nur wenige Augenblicke später ist er verschwunden. Aus dem Wald im Hintergrund dringt leises Vogelgezwitscher.