Vorsichtig. Ein Schritt nach dem Anderen und ja nirgends gegenlaufen, was durch die überdimensionale Sonnenbrille in ihrem Gesicht erschwert wird, da der graue Himmel dieses Accessoire im Grunde überflüssig macht und die Welt nur unnötig dunkel macht. Trotzdem wollte Circe nicht darauf verzichten, als sie ihr Hotelzimmer verließ, um sich auf dem Weg in die Arena zu machen, in der in einigen Tagen die nächste Ausgabe von c2c LIVE! stattfinden wird. Niemand soll ihr in die Augen schauen können, damit ja niemand die noch immer tief sitzende Enttäuschung darin erkennt, denn wenn die Puppenkönigin auf eines verzichten kann, dann ist es geheucheltes Mitleid. Sie braucht das nicht. Sie will das nicht!
Bist Du sicher? Ist doch schön zu wissen, dass es Menschen gibt, die sich um Dich sorgen!
Circe:
"Halt die Klappe!"
Schwungvoll wirft Circe die Tür des Taxis zu, aus dem sie gerade gestiegen ist und ignoriert den fragenden Blick des Fahrers, der sich natürlich wundert, mit wem sie spricht. Er hatte zumindest nichts gesagt, denn wirkte die junge Frau die ganze Fahrt über schon sehr verwirrt. Immer sah sie mit großen Augen zu allen Seiten, flüsterte ständig leise vor sich hin und nicht nur ein Mal hatte er überlegt, die Blondine ins Krankenhaus zu bringen, doch schlussendlich brachte er sie zum gewünschten Ziel. Nun, nachdem er sein Geld bekommen hat, sieht er ein weiteres Mal zur Jerseyanerin, bevor er kopfschüttelnd davonfährt.
Na toll, Circe; noch jemand, der Dich für völlig durchgeknallt hält. Ist es das was Du erreichen willst?
Mit großen Augen sieht die junge Frau zum Tacoma Dome und einen Moment lässt sie die Begeisterung über die interessante Architektur des Gebäudes ihre Sorgen vergessen, doch die leise Stimme in ihrem Kopf erinnert sie sofort wieder daran. Dieses Mal verzichtet sie auf eine Antwort, zieht zischend Luft zwischen ihre zusammengepressten Zähne hindurch, bevor sie sich mit langsamen Schritten auf dem Weg zur Halle macht.
Es sind zwar noch einige Tage bis zur Show und Circe ist nicht einmal auf der Card, doch wollte sie sich trotzdem mal genauer ansehen, wo ihre Kollegen vor knapp zwanzigtausend Zuschauern auftreten werden. Vielleicht hat sie sogar Glück und ist bis Montag wieder so weit auf dem Damm, dass sie eine kleine Promo halten kann, doch irgendwie bezweifelt die Blondine das. Zu tief sitzt noch immer der Schmerz über die erneute Niederlage gegen Toni und zudem spielt ihr Kopf momentan verrückt, so dass es keine gute Idee wäre, sich schon wieder in das Haifischbecken zu begeben. Liv darf nicht Überhand gewinnen, was aber passieren wird, wenn die Queen nicht mehr auf sich achtet.
Dies sagen übrigens auch ihre Berater, die sie natürlich wie meistens dabei hat und wie gewohnt sitzen Ruby und Seraphim in ihrer gemütlichen Handtasche. Von kurz unterhalb des Unterarms der Jersey Rose können sie die Welt überblicken, haben auch ihre Königin im Blick und zudem sind sie von dort auch super in der Lage, auf Circe einzureden. Auch jetzt scheinen sie mit ihr zu sprechen, denn immer wieder sieht sie zu den Beiden, so dass sie gar nicht mitbekommt, dass einige Schritte vor ihr jemand aufgetaucht ist und sie fast in diesen Jemand hineinläuft.
Hineinrennen, oder in diesem Fall: drüber stolpern. Denn die Person, die hier auf Circe wartet, hat sich einfach vor den Halleneingang gehockt. Doch um wen handelt es sich? Um niemand geringeren als die Demon Assassin: Rosemary. Die schwarzen Haare hängen ein wenig nach vorn, denn die junge Frau sitzt leicht vornübergebeugt da. Ihr rotes Kleid ist an den Knien gespannt, da sie im Schneidersitz hockt und auf dem aufgespannten Stoff sammeln sich…Holzspäne? Ja tatsächlich! Denn ganz offensichtlich ist Rosie gerade damit beschäftigt ein Stück holz mit einem rostigen Messer zu bearbeiten. Fleißig und hochkonzentriert schnitzt sie etwas, dass wohl einmal eine Art Spielzeug werden soll. Ein Pferd? Ein Hund? In jedem Fall scheint die Kreatur vier Beine zu haben.
Rosemary: Wenn du das Dunkelgläserding von den Augen nehmen würdest, könntest du vielleicht besser sehen, wohin du läufst, ja?
Sagt’s und schnitzt ungerührt an ihrer Hundepferdefigur weiter. Auch den Blick hebt sie dabei nicht, legt den Kopf aber leicht schief, als würde sie auf etwas lauschen.
Rosemary: Hmmm… einen Moment dachten wir, da wäre noch jemand anderes. Ist aber nur die Puppenfrau, nicht wahr?
Nun sieht Rosie doch zu Circe auf. Ihr Blick ist nicht unfreundlich, sie muss ein wenig blinzeln, da die Sonne hinter Circe uns einen goldenen Spätherbst beschert.
Rosemary: Du siehst etwas…zerknirscht aus. Ist es das richtige Wort? Zerknirscht?.... etwas in dieser Art jedenfalls! Wir verstehen natürlich warum.
Ihr Gesichtsausdruck wird deutlich grimmiger und das Messer fährt deutlich gewaltsamer über das Holz.
Rosemary: Toni hat diesen Effekt auf Leute. Wir haben den Kampf gesehen, weißt du? Hätten uns gewünscht, dass du gewinnst. Hast du aber nicht.
Es liegt kein Vorwurf in Rosies Worten. Vielmehr stellt sie recht nüchtern eine Tatsache fest.
Abrupt bleibt Circe stehen, als sie Rosemary am Boden sitzen sieht und mehr passiert erst einmal nicht. Die Blondine zeigt keine Reaktion, blickt durch die dunklen Gläser auf den Death Dealer herab und mit einer Hand nervös am Saum ihres kurzen, dunklen, mit Rüschen besetzten Kleidchen spielt. Da man ihre Augen nicht sehen kann, ist nur schwer zu sagen, ob sie Rosies Worte überhaupt hört und erst als sie ihre Sonnenbrille abnimmt, scheint man dies bejahen zu können. Sie lässt die Brille einfach fallen, woraufhin die Gläser auf dem harten Boden zerspringen, was zu einem leichten Zusammenzucken der Queen of Puppets führt und sie knapp den Kopf schüttelt, während sie beruhigend über die kleinen Köpfe ihrer Puppen streichelt. Nichts mehr erinnert an die selbstbewusste Frau, die sie vor einigen Wochen noch war und würde man es nicht besser wissen, könnte man fast meinen, Circe wäre eingeschüchtert,.. beinahe ängstlich.
Circe:
"Dieser Name. Ich will diesen Namen nicht mehr hören, denn er treibt mich in den Wahnsinn! T.. To.. bäh, nein, ich kann ihn nicht einmal mehr aussprechen und mir wird schlecht wenn ich es versuche, also bitte... bitte nicht mehr diesen Namen!"
Ihre Stimme ist leise, bricht immer wieder weg und als sie den Namen ihrer Nemesis aussprechen will, wirkt es fast, als müsse sich die Jersey Rose übergeben und hält sich kopfschüttelnd eine Hand vor ihren Mund. Jetzt, wo man ihre Augen sehen kann, fällt deutlich auf, dass dies nicht mehr die Selben sind, die vor einigen Wochen noch selbstsicher in die Kamera geblickt haben. Sie wirken leer, gebrochen und aus dem Feuer, dass sonst in ihnen loderte, ist ein trauriges Funkeln geworden, während sie Rosemary einige Sekunden beobachtet.
Circe:
"Was machst Du da?"
Im Grunde hat die Jerseyanerin gar keine Lust auf Konservation, zudem es auch offensichtlich ist, was der Demon´s Assassin dort macht, doch zum Einen ist sie neugierig und zum Anderen hilft ihr das dabei, die Stimme in ihrem Kopf etwas zu übertönen.
Ach, das willst Du doch gar nicht
Rosie beobachtet Circe genau, während diese spricht. Währenddessen säbelt ihr Messer weiterhin über das Holz, ohne dass sie wirklich darauf achtet. Mehr als einem Elternteil im Publikum mag nun ein Schauer über den Rücken laufen.
Rosemary: Wir verstehen.
Sagt sie dann und nickt verständnisvoll.
Rosemary: Es gab mal eine Zeit, da hätten wir den Namen To… dieser Person am liebsten aus unseren Gedächtnis gelöscht. Und die Person gleich aus der Welt getilgt.
Rosie stößt ein schweres Seufzen aus und hört kurz auf zu schnitzen. Ihr Blick geht von Circe fort und gedankenverloren in die Ferne.
Rosemary: Was sie getan hat…
Es folgt ein langes Schweigen, in der Rosie Circes Anwesenheit kurz zu vergessen scheint. Dann plötzlich zuckt ihr Kopf, als hätte sie einen Schlag erlitten und sie schaut Circe erneut ins Gesicht. Dann erst scheint sie sich daran zu erinnern, dass ihr gerade eine Frage gestellt wurde und sie hebt ihre Hundepferdefigur in die Höhe, sodass Circe sie betrachten kann.
Rosemary: Eine Katze.
Verkündet sie, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt.
Rosemary: Für das Hüpferchen. Bald ist das Baumleuchtefest und wir machen ihr einen Zoo.
Ah, für Nevilles Tochter Yasmine soll diese…Katze (?) also sein. Und das Baumleuchtefest? Nun, dabei kann es sich nur um Weihnachten handeln. Mit neuer Konzentration stürzt sich Rosie wieder in ihre Arbeit, bis sie plötzlich erneut innehält und etwas schreckhaft aufblickt. Sie schaut an Circe vorbei, als würde sie erwarten, hinter der jungen Dame noch jemand anderen zu sehen.
Rosemary: Schon wieder. Wir dachten da wäre… unser Köpfchen spielt uns wohl einen Streich.
Oder vielleicht doch nicht. So ganz allein ist Circe schließlich nicht, obschon Rosie dies natürlich nicht weiß.
Trotz ihrer eher bescheidenen Laune lächelt Circe leicht, da sie es schon sehr süß findet, dass sich Rosemary tatsächlich Mühe gibt, den Namen der Australierin nicht zu nennen und zudem ist die Puppenkönigin völlig entzückt von der Sprechweise der noch immer sitzenden Dame. Zwar braucht sie hin und wieder einen Moment um zu verstehen, was der Death Dealer ihr sagen will, doch im Großen und Ganzen kann sie ihr ganz gut folgen. Ebenso beweist Rosie großes Talent im Schnitzen, denn die Jersey Rose hätte sich wahrscheinlich schon tausend Mal in die Finger geschnitten, wenn sie versuchen würde, es ohne Hinzusehen zu tun.
Was die Königin jedoch ziemlich irritiert ist die plötzliche Reaktion der dunkelhaarigen Frau, die an ihr vorbeisieht und auch Circe dreht sich langsam um, doch wie zu erwarten ist dort niemand zu sehen. Konnte sie Liv hören? Blödsinn! Das ist überhaupt nicht möglich. Oder? Nein, ganz bestimmt nicht.
Und wenn doch? Soll ich mal rufen? HILFE? HI..!
Circe:
"Pssst, hör auf!"
Die Jerseyanerin zischt leise, schüttelt den Kopf und wischt sich mit einer Hand über die Stirn, während sie ihre Andere in ihrer Handtasche verschwinden lässt. Dies führt beinahe dazu, dass ihre beiden Berater herausfallen, doch kann Circe dies verhindern und streichelt ihnen beruhigend über die kleinen Köpfchen.
Circe:
"Es... ist zu laut.. überall! Man hat keine ruhige Sekunde mehr, kann sich nirgendwo davor verstecken, denn der Lärm findet Dich immer.. überall."
Ist ihr Blick anfangs noch direkt auf Rosie gerichtet, geht dieser zusehends an ihr vorbei ins Leere und für einige Momente wirkt Circe fast schon apathisch, bevor sich ihr ganzer Körper schüttelt. Ihre Nackenhaare stellen sich auf, ein kalter Schauer läuft über ihren Rücken, während in ihrem Kopf ein Kampf stattfindet und die Puppenspielerin mit aller Macht versucht, die sich immer wieder aufrappelnde Liv Morgan unten zu halten. Davon bekommt man als außenstehender Zuschauer natürlich nicht viel mit, so dass man sich langsam Sorgen um die Jersey Rose zu machen beginnt, die noch immer mit weit geöffneten Augen ins Leere starrt.
Du kannst mich nicht für lange ruhighalten!
Sie kann es aber versuchen und endlich blinzelt die Beschützerin der Jersey Wastelands, schließt ihre Augen dann für einige Sekunden und atmet einige Male tief durch, was ihre Gedanken tatsächlich etwas beruhigt. Trotzdem hält sie ihre Augen weiter geschlossen, lächelt dann plötzlich leicht und sieht zu ihrer Handtasche herab, aus der ihr die beiden Puppen entgegenschauen. Die Jersey Rose nickt einige Male schnell hintereinander, bevor sie den Demon´s Assassin breit grinsend ansieht.
Circe:
"Jetzt ist schon besser und Ruby lässt Dir ausrichten, dass sie findet, dass Dir die Katze sehr gut gelungen ist. Sie hat mich so angemeckert, wie ich nicht erkennen konnte, was Du da schnitzt, aber na ja, muss zugeben, dass ich nicht wirklich hingeschaut habe, denn der Krach hat mich so abgelenkt. Da es nun ruhiger ist..."
Circe reckt sich ausgiebig, als wäre sie gerade erst aufgestanden und beinahe wäre ihre Tasche runtergefallen, was sie mit einem schnellen Reflex jedoch eben noch so verhindern kann. Sie legt ihren Kopf in den Nacken, blickt in den grauen Himmel hinauf und schüttelt sich angewidert, denn hat Mylady so gar keinen Bock auf Winter. Mit einem Seufzen wendet sie sich schließlich wieder Rosemary zu, lächelt noch immer freundlich und lässt sich dann einfach in den Schneidersitz herab, so dass sie der dunkelhaarigen Frau nun direkt gegenübersitzt.
Circe:
"...können wir uns besser unterhalten, oder?! Hast Du schon viele Tiere für das... Hüpferchen zusammen? Ich habe als Kind auch viel Holzfiguren geschnitzt, doch als mir das zu langweilig wurde und ich damit begann, auch an anderen Dingern herumzuschnitzen, nahm man mir das Messer weg. Dabei war es so beruhigend. Ach ja, die gute alte Zeit, doch was vorbei ist, ist vorbei, richtig?!"
Als Circe ihr schneidendes Pssst, hör auf! flüstert schaut Rosie zum ersten Mal in dieser Konversation misstrauisch drein. Wieder schaut sie hinter die junge Frau, doch wieder ist dort niemand zu erkennen. Als sich Circe dann zu ihr setzt, legt Rosie den Kopf schief, wie es ihre Art ist und schaut ihr Gegenüber einfach nur an.
Rosemary: Es ist immer laut. Immer und immer flüstern die Schatten. Wir haben gelernt, wann wir zuhören müssen und wann nicht.
Rosies Blick wandert zur Tasche, in der sich die Puppen befinden und die Circe gerade beinahe heruntergefallen wäre. Ihr Blick verliert das Misstrauen und wird eine ganze Spur freundlicher.
Rosemary: Ruby…ist das ein Puppenfreund? Wir wissen, du hast viele davon. Aber nur die beiden trägst du mit dir herum. Magst du sie am liebsten?
Neugierig bleibt ihr Blick an der Tasche kleben. Auf ihr zuweilen kindliches Gemüt muss die Vorstellung, Puppen als Freunde zu haben, recht faszinierend wirken.
Rosemary: Und für das Hüpferchen haben wir schon einen netten Hund und einen dicken Bären gemacht. Als nächstes machen wir einen Hoppelhasen.
Plötzlich ruckt ihr Kopf wieder vor und ihr ihre forschenden Augen scheinen Circe zu durchleuchten.
Rosemary: Hörst du den Lärm immer und immer oder nur manchmal? Weil, wenn du ihn immer hörst versuchen vielleicht auch die Schatten dir etwas zu sagen. Sie sprechen nicht nur zu uns, weißt du? Die meisten Leute wissen nur nicht, wie man richtig zuhört.